Fachveranstaltung „Wohnen in Vorarlberg Süd“ – Gemeinsam Perspektiven gestalten
Am 27. Juni 2025 fand in Nüziders die Fachveranstaltung „Wohnen in Vorarlberg Süd“ statt. Vertreter:innen aus 37 Gemeinden – darunter Bürgermeister:innen, Gemeindevertreter:innen und Mitarbeitende aus der Verwaltung – kamen zusammen, um sich über die Zukunft des Wohnens in der Region auszutauschen. Die Veranstaltung war Teil des LEADER-Projekts „Wohnen in Vorarlberg Süd“ und wurde im Rahmen der neu gegründeten ARGE V:Süd organisiert.
Die ARGE V:Süd ist ein regions- und bezirksübergreifender Zusammenschluss von Gemeinden aus dem Walgau, Montafon, Klostertal-Arlberg, dem Großen Walsertal, dem Brandnertal sowie der Stadt Bludenz. Ziel ist es, soziale Herausforderungen gemeinsam zu analysieren, zu planen und zu gestalten – mit einem klaren Fokus auf Lebensqualität, leistbare Infrastruktur und nachhaltige Lösungen.
Nach einem Fachinput zur Wohnsituation in der Region von Eva Lingg-Grabher und Johannes Herburger und einer Vernetzungsphase diskutierten die Teilnehmenden an sechs moderierten Thementischen zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze.






Ergebnisse der Thementische im Überblick
Thementisch 1 – Wohnen für Familien
Ein gutes Wohnumfeld für Familien in V:Süd zeichnet sich durch kinderfreundliche Strukturen, sichere Schulwege, Bewegungsfreiheit und Freiräume aus. Die Nähe zu öffentlichen Räumen, Mobilitätsangeboten und sogenannten „dritten Orten“ (z. B. Vereine, Treffpunkte) fördert das soziale Miteinander.
Bedarfe und Empfehlungen:
- Förderung von Wohnangeboten für Alleinerziehende.
- Entwicklung durchmischter Quartiere zur sozialen Integration
- Stärkung bestehender Strukturen und kurze Wege im Alltag.
- Frühzeitige Einbindung der Bevölkerung in Planungsprozesse.
- Förderung von Spielplätzen und gemeinschaftlicher Infrastruktur.
Thementisch 2 – Wohnen für ältere Menschen
Altersgerechtes Wohnen umfasst Barrierefreiheit, Mobilität, Sicherheit und soziale Teilhabe. Diskutiert wurden generationenübergreifende Wohnformen, Notrufsysteme und die Rolle von Gemeinden als Unterstützer gemeinnütziger Wohnbauprojekte.
Bedarfe und Empfehlungen:
- Barrierefreiheit im privaten und öffentlichen Raum
- Informationsstellen in den Gemeinden.
- Förderung alternativer Wohnformen wie betreubares oder generationsübergreifendes Wohnen.
- Ausbau von Mobilitätsangeboten wie Senioren-Taxis oder MOHI-Dienste.
- Frühzeitige Sensibilisierung der Bevölkerung für altersgerechtes Wohnen.
- Bedarfsgerechte Steuerung des Wohnangebots in Zusammenarbeit mit Wohnbauträgern
- Ausbau und Intensivierung des Community Nursing
Thementisch 3 – (Temporäres) Wohnen in Tourismusgebieten
In Tourismusregionen stehen viele Häuser leer oder werden als Zweitwohnsitze genutzt. Dies führt zu steigenden Immobilienpreisen und verdrängt langfristige Wohnmöglichkeiten für Einheimische.
Bedarfe und Empfehlungen:
- Förderung von Ganzjahresbetrieben zur Stabilisierung der Nahversorgung.
- Einführung von Veröffentlichungspflichten für leerstehenden Wohnraum.
- Vertragsraumplanung zur Eindämmung von Spekulation.
- Anpassung des Tourismusgesetzes für mehr Flexibilität.
- Förderung nachhaltiger Mobilitäts- und Wohnmodelle.
Thementisch 4 – Einfluss der klimatischen Veränderungen auf das Wohnen
Klimafitte Bauweisen, Begrünung, erneuerbare Energien und die Förderung von Verdichtung statt Zersiedelung standen im Mittelpunkt. Ziel ist es, Wohnraum so zu gestalten, dass er sowohl den Herausforderungen des Klimawandels standhält als auch aktiv zum Klimaschutz beiträgt.
Bedarfe und Empfehlungen:
- Förderung von Carsharing und E-Bikesharing über Gemeindegrenzen hinweg.
- Verdichtung nach Innen statt Zersiedelung
- Förderung des ÖPNV
- Anpassung von Bauverordnungen und Energiechecks.
- Schaffung kühler Orte und Begegnungsräume.
- Aufklärungskampagnen zu klimafitten Lebensstilen.
- Wohnbauförderung an Klimaziele koppeln.
- Vorbildfunktion durch klimafitte öffentliche Gebäude
Thementisch 5 – Auswirkungen verschiedener Wohnformen auf das Wohnumfeld
Ein gutes Wohnumfeld lebt von nachbarschaftlichen Beziehungen, Freiräumen und Nahversorgung. Diskutiert wurden neue Formen der Nahversorgung (z. B. SB-Läden), alternative Mobilitätsformen (Ruftaxi, Seilbahnen), Carsharing und die strategische Abstimmung von Zuzug und Infrastruktur.
Bedarfe und Empfehlungen:
- Verkehrsberuhigung und Förderung alternativer Mobilität.
- Regionale Zusammenarbeit bei Infrastrukturprojekten.
- Förderung von Naherholungsräumen und Kinderbetreuung.
- Nutzung von Mitfahrbänkle und Ehrenamtstaxis.
Thementisch 6 – Leistbares Wohnen
Steigende Ansprüche an Wohnqualität und Baugeschwindigkeit erschweren leistbares Wohnen. Gemeinden haben oft keine günstigen Grundstücke mehr zur Verfügung.
Bedarfe und Empfehlungen:
- Förderung von Mehrgenerationenhäusern und flexiblen Wohnformen.
- Eigentum auf Zeit (z. B. Baurecht) zur langfristigen Nutzung.
- Anpassung von Bebauungsplänen zur Förderung kostengünstigen Bauens.
- Nutzung von Bodenfonds zur Rückführung von Wohnraum in Gemeindeverantwortung.
- Förderung multifunktionaler Gebäude mit flexibler Nutzung.
Die Ergebnisse dieser Diskussionen bilden die Grundlage für die weitere Arbeit in thematischen Arbeitsgruppen ab Herbst 2025.
